Heute vor acht Jahren bin ich Autorin geworden. Ich habe keinen Buchvertrag unterschrieben, keinen Preis gewonnen und nichts veröffentlicht. Aber ich habe beschlossen, anzufangen. Statt weitere Jahre auf eine Romanidee zu warten, öffnete ich ein Word-Dokument und schrieb los. Ich wusste nicht, wie dieser Roman enden sollte; ich wusste kaum, wie er begann (folglich löschte ich diese erste Seite beim Überarbeiten wieder). Aber ich wusste, dass ich ihn schreiben wollte, und dass Warten auf Ideen nicht die richtige Strategie war.
Der Roman, über eine Erasmussstudentin, die sich für ihre Zeit in Frankreich eine neue Identität erfindet, ist furchtbar. Ihr werdet ihn niemals lesen. (Außer ich schreibe ihn komplett um, worauf ich allerdings keine Lust habe. Und Zeit, haha.)
Aber darum geht es gar nicht. Denn seit dem schreibe ich. Nicht täglich. In manchen Wochen kaum oder gar nicht. Doch ich kehre immer wieder zum Schreiben zurück. Ich schreibe, auch wenn ich nicht schreibe, denn ich bin nun eine Person, die schreibt, statt auf Inspiration zu warten.
In den vergangenen acht Jahren habe ich an Wettbewerben teilgenommen, viele Absagen kassiert und ein paar Zusagen, Kurzgeschichten veröffentlicht, andere Autor*innen kennengelernt und mich mit ihnen zusammengetan. Ich habe diesen Newsletter ins Leben gerufen und schreibe ihn seit fast fünf Jahren (und 80 Ausgaben!). Ich habe zwei Romane geschrieben (den anderen – einen Trennungsroman – dürft ihr auch nicht lesen, außer ich schreibe ihn komplett neu) und zwei (?) weitere angefangen. Vielleicht spiele ich gerade mit einer neuen Romanidee. Ohne diese Entscheidung – einfach machen, auch ohne Ideen – wäre nichts davon passiert.
Falls ihr also auf ein Zeichen wartet, dieser Text ist es: Fangt an. Die Ideen werden kommen.
Und ich, ich fange jetzt auch an. Vielleicht wird es dieses Mal ein Roman, den ihr lesen dürft.
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stark!
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