Wenn ich eine Pause brauche, lese ich. Wenn ich mich ablenken will, entführen Bücher mich in Welten, in denen alles gut endet. Wenn ich eine neue Sprache lerne, erweitern sie mein Vokabular. Wenn meine Gedanken sich verknoten, entwirren sie sie. Wenn ich mich belohnen will, gehe ich in einen Buchladen. Meine Wunschliste für Weihnachten besteht zu 80 % aus Büchern.
Bücher sind meine Ressource. Diesen Begriff kennen wir aus den Nachrichten – wie viel Kohle, Erdöl, seltene Erden verbrauchen wir? Doch in der Medizin und Psychotherapie hat er auch eine private Bedeutung: Was hilft Patient*innen, mit Erkrankungen umzugehen? Was hilft (Noch-)Nicht-Patient*innen bei Stress oder Schicksalsschlägen? Was macht den Winter wärmer und heller, zumindest gefühlt?
Das können soziale Beziehungen sein, Hobbys, Haustiere, Kunst, Sport, Natur etc. (Theoretisch auch Drogen oder Alkohol, aber ich möchte heute über die nicht-schädlichen Varianten sprechen.) Ressourcen können uns helfen und stabilisieren. Sie pflegen uns, wenn wir sie pflegen.
Vielleicht denkt ihr jetzt: Ja! Mein Filmabend mit Freund*innen, mein Strickprojekt, meine Waldspaziergänge, mein Orchester, meine Yogastunden, meine Liebingsserie, meine politische Gruppe, DAS ist meine Ressource. Wenn nicht, können folgende Fragen euch bei der Suche helfen: Was macht Spaß, aber keine Arbeit? Worauf freut ihr euch an freien Tagen? Wie entflieht ihr Stress? Wann breitet sich von oben bis unten Zufriedenheit in euch aus?
Ihr müsst das nicht sofort wissen. Aber wenn ihr euch in den nächsten Tagen und Wochen diese Fragen stellt, wird die Antwort euch finden. Möglicherweise sogar mehrere – für mich sind zum Beispiel auch Schreiben und Sport wichtige Ressourcen.
Nur wenn wir unsere Ressourcen kennen, können wir sie pflegen und nutzen: Nach einem stressigen Tag leihe ich in der Bibliotheksapp einen Liebesroman aus und drei Stunden später ist die Welt wieder heller. Schon Tage bevor ich für Reisen packe, weiß ich, welche Bücher mich begleiten werden und erhöhe so die Vorfreude. Ich fiebere auf Neuerscheinungen meiner Lieblingsautor*innen hin und bestelle sie beim Buchladen meines Vertrauens vor. Wenn ich meinen Bücherstapel sehe, kann ich mir ein Lächeln kaum verkneifen.
Wir pflegen unsere Ressourcen, indem wir uns Zeit dafür nehmen. Und zwar mehr, als ihr denkt: Warum sparen und uns die Freude vorenthalten? Diese Ressourcen sind nicht endlich – sie wachsen, wenn wir sie nutzen. Das hilft uns auch, sie zu verteidigen: „Ich lese/gehe zum Yoga/treffe Freund*innen, egal wie wenig Zeit ich habe – das ist meine Ressource und ich brauche das.“ So trainieren wir uns darauf, Lesen/Sport/Makramé/Hunde streicheln mit Entspannung zu assoziieren, damit sie im kommenden Winter ein Licht für uns sind.
Was sind eure Ressourcen? Wie könnt ihr sie pflegen?
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Was mich am Leben erhält (Sommer wie Winter): Literatur, Fotografie, Jazz, Sport.
Meine Hauptressourcen: Schreiben oder Zeichnen mit Stift und Papier, gelegentliches Zocken und Essen aus der Kategorie "Soulfood" 😊