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Frohes neues Jahr, ihr Lieben!
Die letzten Feuerwerkskörper sind erloschen und schon schleicht sich der Gedanke an, dass ich 2023 ganz viel schaffen müsste. Macht euer Gehirn auch ungebeten Listen und setzt Ziele, obwohl ihr euch nicht mehr an die Vorsätze vom letzten Jahr erinnern könnt? (Irgendwas mit Sport? Alkohol? Schlafen? Lesen? Geld?)
Gegenvorschlag: Keine Vorsätze, sondern antikapitalistische Self Care. Nicht das neoliberale Hamsterrad mit übertriebenen Zielen ankurbeln, sondern für ein paar Minuten oder Stunden daraus aussteigen – ganz ohne „Duftkerzen für nur 49 €!“ und „Gönn dir eine Massage/ Gesichtsbehandlung/ andere überteuerte Prozedur!“
Self Care Soforthilfe – wenn ihr euch JETZT besser fühlen wollt:
1. Mittagsschlaf. Für ein paar Minuten aus der Welt auschecken. Wenn es die Zeit erlaubt, ohne Wecker – der pure Luxus.
2. Gesichtsmasken aus Haushaltsprodukten wie Honig, Kokosöl oder Jogurt. Auftragen, nach 10-20 Minuten abwaschen, neues Hautgefühl genießen, fertig! Verursacht keinen zusätzlichen Müll und kostet nur wenige Cent.
3. Spaziergänge ohne Geldbeutel und Ziel, idealerweise in der Natur – für zusätzliche Stressreduktion durch grüne bzw. verdorrte Umgebung und Vogelgezwitscher. Bonus: Ohne Ablenkung auf den Ohren beobachten, was um euch herum passiert. Was fällt euch sonst nie auf? Zack, Achtsamkeit trainiert.
4. Wenn vorhanden: Mit einer anderen Person kuscheln.
5. Mit Freund*innen reden – über die verkorkste Weltlage oder die neuste Staffel eurer Lieblingsserie. Ganz egal, Hauptsache reden.
6. Bewegung – 30 Minuten Sport sind der Reset-Knopf des Menschen.
Langfristige Selfcare – etwas mehr Arbeit, aber bringt nachhaltige Besserung:
1. Meditieren. Ich weiß, ich weiß, das taucht auf jeder Liste auf; vielleicht ist es sogar einer eurer gescheiterten Neujahrsvorsätze (same!). Aber leider funktioniert es: Seit ich quasi-regelmäßig meditiere, schlafe ich schneller ein, kann besser mit Stress umgehen und meine Gedanken sortieren sich von allein. Die antikapitalistische Variante: keine teure App, sondern mit kostenlosen Podcasts, zum Beispiel Koala Mind.
2. Sport oder Yoga mit YouTube Videos und Adblocker. Kurzfristiger Reset-Knopf (s. oben), langfristig gut für Rücken, Knochen, Gehirn, Stoffwechsel, Beweglichkeit, Umgang mit Stress, … Wisst ihr eh.
3. Ein neues Hobby: Was wolltet ihr schon immer mal machen? Töpfern, nähen, boxen, Finnisch lernen? In einen Kajak-Verein eintreten war meine beste Entscheidung des Sommers: Mir ist ein Entenküken übers Paddel gehopst, es ist das perfekte Rücken- und Bauchtraining und ich habe extrem nette Menschen kennengelernt. Win-win-win-win-win. Antikapitalistische Variante: In Vereinen (oder Volkshochschulen) ist es billiger – meiner kostet monatlich weniger als zwei Stunden Bootsmiete bei kommerziellen Verleihen.
4. Alles, was euch hilft, weniger zu konsumieren – zum Beispiel das Gegenteil von Shoppingtherapie: regelmäßig aussortieren und bei Kleinanzeigen verkaufen/verschenken als Erinnerung daran, wie wenig ihr braucht, wie nervig es ist, diese Sachen wieder loszuwerden und wie wenig dabei verglichen mit dem Originalpreis rumkommt.
5. Ausreichend schlafen. Für die meisten sind das sieben bis neun Stunden. Wer schläft, kann nichts kaufen und ist auch im wachen Zustand weniger empfänglich für Werbung …
6. „Gut genug“ als Lebensphilosophie: Wir müssen nicht weitermachen, bis wir eine ständig neu definierte Perfektion erreichen. Das bezieht sich auch auf Self Care: Die Honigmaske muss nicht jede Woche aufgelegt werden, auch zehn Minuten Hinlegen sind ein Mittagsschlaf, Spaziergänge haben keine Mindestlänge. Auch Instagram scrollen kann Self Care sein.
7. Den Blick nach außen öffnen: Community Care als Self Care. Was haben wir davon, wenn wir tiefenentspannt sind, aber sonst keine*r? Wie sollen wir so den Kapitalismus, ohne den ich diese Liste nicht schreiben müsste, loswerden? Community Care hat viele Gesichter: Freund*innen unterstützen. Einer Gewerkschaft beitreten und für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen kämpfen. Ehrenamtlich zur Lösung von Problemen beitragen, die uns als Einzelne überwältigen würden. Politisches Engagement für eine bessere Welt für alle.
Genießt 2023 und lasst euch nicht vom Kapitalismus unterkriegen. Vielleicht bekommt ihr sogar öfter Post von mir – aber Vorsätze gibt es dieses Jahr ja keine :)