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Mir gings ebenfalls jahrelang so. Kam da alleine auch nicht raus - zu viele Verhaltensmuster, die einfach drin waren, unsichtbar für mich selbst. Ist vielleicht auch ein bisschen eine Henne-Ei-Sache, aber die Veränderung steht auf jeden Fall in Wechselwirkung mit einem kompletten Lebenswandel: Intensive Therapie, Jobwechsel, Umzug. Mittlerweile hab ich auch einen sehr stimmungsfühligen Hund, der hochdreht und anstrengend wird, wenn ich selbst zu gestresst bin. Das ist mein Stressbarometer.

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Ein toller Artikel! Ich hätte das darin von dir beschriebene Gefühl letztes Jahr noch komplett unterschrieben – und viele Jahre davor auch. In diesem Jahr ist es mir gelungen, deutlich Tempo rauszunehmen. Vielleicht noch nicht so viel, wie ich gerne hätte. Aber doch deutlich. Das hat aber natürlich Konsequenzen – in meinem Fall finanzielle. Ich verdiene die Hälfte von dem, was ich letztes Jahr verdient habe, weil ich entschieden habe, weniger zu arbeiten und weniger Kurse anzubieten. Das ist auf dem Konto schmerzhaft, aber auf seelisch-körperlicher Ebene extrem befreiend. Trotzdem ruft es natürlich wieder neue (Existenz-)Ängste wach. Und ich glaube, das ist der springende Punkt: Eine Entscheidung für mehr Ruhe ist eine Entscheidung gegen Dinge, deren Verlust wir schmerzhaft spüren werden. Es ist also wahrscheinlich am Ende eine Frage der Akzeptanz dieses Schmerzes. Ist der Schmerz, etwas nicht zu tun, größer als der Schmerz, ständig erschöpft zu sein? Dann werden wir weiter hustlen. Akzeptieren wir, dass wir andere Arten von unangenehmen Gefühlen haben, wenn wir weniger machen – andere Ängste, Sorgen und Zweifel – werden wir vielleicht die Entscheidung treffen, trotzdem auszuruhen. Und uns dann, in Ruhe, mit den unangenehmen Gefühlen auseinandersetzen, die dadurch hochkommen.

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Aug 14, 2023·Aug 14, 2023 bearbeitet

Hmmm.

Es ist nicht leicht, es mit sich selbst auszuhalten. Ich bin den Schritt vom Präburnout in den Burnout schon einmal gegangen (gestolpert, geschlittert, gestürzt ... wie auch immer. Es war keine Absicht) und es war kein gutes Gefühl. Das gab eine erzwungene Auszeit, weil mein überhitztes Hirn mich nicht mehr schlafen ließ, nicht mehr klar denken, nicht mehr konzentrieren, nicht mehr nett sein ließ. Und das bei völliger Erschöpfung. Ich konnte dann nichts mehr machen, nicht mehr im Hier-und-Jetzt sein.

In der Folge habe ich meine Arbeitszeit reduziert, Aufgaben losgelassen. Auch erstmal ein doofes Gefühl, weil mir dann klar wurde: Wenn du bestimmte Arbeiten nicht mehr tust, weil du sie abgegeben hast, dann tut es jemand anders. Und anders, als du es tun würdest. Oder es macht einfach niemand mehr den Job. Und dennoch dreht sich die Erde weiter.

In vielen Berufsjahren habe ich aus teilnehmender Beobachtung und eigener Erfahrung gelernt, dass es vollkommen egal bist, ob du (als Angestellte/r!) in deinem Job da bist oder nicht, dafür brennst oder nicht. Dein Unternehmen (was auch immer es ist) wird weiterbestehen. Würde es untergehen, weil du nicht mehr funktionierst, dann stimmen in dem Unternehmen ein paar grundsätzliche Sachen nicht.

Wie man da raus kommt? Weiß ich nicht wirklich, es ist ja auch jeder anders. Ein paar Gedanken in offener Reihenfolge und ohne Empfehlung:

* Eine Verhaltenstherapie machen. Immer die Frage stellen: Warum sagst du dir gerade, dass du das tun musst? Oder weshalb du das Gefühl hast, etwas tun zu müssen.

Denn die Wahrheit ist: Du musst gar nichts. Du tust Dinge, weil dich irgendwas treibt (aber das steht ja schon in deinen Text).

* Aussteigen aus diesem Leben und Surflehrerin werden. Oder mit einer Schafherde durchs Land ziehen.

* Sich fokussieren auf einige wenige Dinge und die intensiv machen.

* Lange einsame Spaziergänge, atmen und stundenlang aufs Wasser starren. Am besten in in Kombination (und ohne Handy). Irgendwann hörst du zu denken auf.

* Diss abbrechen. Die braucht man nur für eine Unikarriere.

* Alles Geld abheben, die wichtigesten 10 Dinge und ein paar Klamotten einpacken und verschwinden und irgendwo neu anfangen. Im Gepäck ist aber immer dein altes Ich mit dabei. Das haben auch schon viele Filmemacher*innen erkannt und bearbeitet.

Ansonsten so weitermachen. Und sehen was passiert. Vielleicht passiert auch nichts, es bleibt immer der Präburnout. Aber macht das Spaß?

Du musst gar nix!

https://youtu.be/-MjvPVrduQg

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Und wir gehen sooo lange davon aus, dieses Gefühl sei ein Leistungsnachweis.

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