#9: Pandemie-Buchempfehlungen
Falls ihr zum Lesen kommt, hier ein paar Empfehlungen. Die Mehrzahl hat die Pandemie-Prüfung bestanden und entsprechende Zertifikate vorzuweisen.
Die Optimisten – Rebecca Makkai (Triggerwarnung: Epidemie)
Chicago, 1985/6: Immer mehr schwule Männer sterben an AIDS, Präsident Reagan tut nichts dagegen und antiretrovirale Medikamente sind noch Zukunftsmusik. Yale sieht einen Freund nach dem anderen sterben und das Virus kreist auch ihn immer weiter ein. Paris, 2015: Fiona sucht ihre Tochter und ihre Enkelin (von der sie aus einem Werbevideo für Touris erfahren hat). Gleichzeitig wird sie mit der Vergangenheit konfrontiert, als ihr Bruder und unzählige Freunde in Chicago gestorben sind. (Kurzbeschreibungen klingen immer sehr doof, aber dieses wundervolle Buch solltet ihr trotzdem lesen.)
Das neunte Haus – Leigh Bardugo (Pandemiegeprüft, Zertifikat: perfekte Ablenkung)
Alex Stern lebt in einer Welt, in der Magie existiert, zumindest an bestimmten Orten wie New Haven, Connecticut. Außerdem kann sie Gespenster sehen. Aufgrund dieser Fähigkeit bekommt sie ein Stipendium für die Universität Yale, wo sie die magischen Aktivitäten der acht Secret Societies überwachen soll. Das ist noch schwieriger als erwartet, und ihre eigene Vergangenheit kommt ihr auch ständig in die Quere… Ein sehr spannendes, virenfreies Buch von dem glücklicherweise nächstes Jahr der zweite Teil erscheinen soll. Lohnt sich auch, wenn ihr normalerweise keine Fantasy-Bücher lest!
Writers & Lovers – Lily King (Pandemiegeprüft, Zertifikat: alles wird gut)
Caseys Leben ist voller Struggles: Sie hat sich gegen das Leben als Golf-Talent und für das einer mittellosen Autorin entschieden. Deswegen kellnert sie jetzt gegen einen Mount Everest von Studiengebühren-Schulden an. Außerdem ist ihre Mutter unerwartet gestorben und zu ihrem Vater hat sie aus guten Gründen kaum Kontakt. Dann lernt sie zwei Männer kennen, beide Autoren, der eine erfolgreich, der andere arbeitet seit Jahren an einer Kurzgeschichte. Trotz dieses Dreiecks ist es keine Schnulze, sondern ein sehr schönes literarisches Buch (wobei Schnulzen wahrscheinlich jede Pandemieprüfung überstehen würden). Die deutsche Übersetzung erscheint im Juli 2020.
Was man von hier aus sehen kann – Mariana Leky (Pandemiegeprüft, Zertifikat: wirkt gegen Pandemie-Melancholie)
Für diejenigen, die mit mir hinter dem literarischen Mond leben: Das ist das mit dem Okapi. Wann immer Selma von diesem Tier träumt, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Dieses Buch handelt davon, wie die Menschen mit diesem Todes-Frühwarnsystem umgehen, und bringt zum Weinen und zum Lachen. Allerdings mehr zum Lachen, weshalb es so gut gegen die Pandemie-Melancholie hilft. Außerdem sind die Charaktere einfach nur reizend und ich möchte sie gern in meinem Leben haben, vor allem den Optiker.
Glückssträhnen – Sophie Fontanel
Die französische Journalistin Sophie Fontanel sieht im Urlaub eine Vision: eine Frau mit langen weißen Haaren, die dadurch nicht alt, sondern wunderschön aussieht. So beschließt auch Fontanel sich nicht mehr die Haare zu färben. Allerdings schneidet sie ihre Haare für diese Transformation nicht ab, sondern lässt die dunkelbraune Farbe aus ihren schulterlangen Haaren rauswachsen. Diesen Prozess, inklusive Fotos und Reproduktion ihrer Instagram-Captions, dokumentiert sie in diesem Buch.
Ein kleiner Wegbegleiter für alle, die dringend mal wieder zu ihrer Friseur*in möchten…
Hope in the Dark: Untold Histories, Wild Possibilities – Rebecca Solnit
Solnit ist die Frau, die das Wort „Mansplaining“ (quasi) erfunden hat, und schreibt auch sonst nur schlaue Dinge. Hier erklärt der Titel allein die aktuelle Sinnhaftigkeit dieser Lektüre. Solnit zeigt anhand von Aktivist*innen, dass die positiven Folgen unserer Handlungen oft nicht direkt messbar sind, aber trotzdem die Welt verändern können. Diese Unsicherheit zu akzeptieren hilft uns weiterzumachen, im Gegensatz zu passivem Optimismus oder verzweifeltem Pessimismus. Ein Buch, das zeigt, wie wir angesichts der aktuellen Krise weitermachen können und müssen. Es gibt eine deutsche Übersetzung (Hoffnung im Dunkeln), allerdings hat diese englische Ausgabe ein (einigermaßen) neues Vorwort.
Leitet diesen Text an Freund*innen weiter, die auch ein bisschen Lesetrost gebrauchen könnten.