Zum Glück dürfen wir wenigstens wieder ein bisschen raus, zum Glück lockt die Sonne, denn langsam hatte ich ein bisschen Angst vor meiner Wohnung. Zwar hatte ich auch vor Corona die Statistik gehört, dass angeblich die meisten Unfälle im Haushalt passieren (dank Corona habe ich nicht die Energie, das zu verifizieren), aber ich glaube es erst nach wochenlangem (jahrtausendelangem? Was ist Zeit?) Physical Distancing. Denn lest, wie gefährlich meine Wohnung potentiell ist – nicht all das ist passiert, aber ich habe viel über Eventualitäten nachgedacht. Wäre ich Grafikdesignerin, hätte ich euch vielleicht in Bingo daraus gebastelt, aber leider ist 23 keine Quadratzahl, und außerdem stehen uns Quarantäne-Bingos doch sowieso bis hier. Aber lasst euch nicht davon abhalten, diese Mail auszudrucken und wie eine Checkliste abzuhaken!
Sehnenscheidenentzündung vom Putzen, obwohl längst alles sauber ist, inklusive der Heizkörper
Schädelhirntrauma beim Sturz von der Leiter beim Schreck über die Staubschicht auf dem Kleiderschrank
Viereckige Augen von all den Bildschirmen – Oma hatte doch recht!
Rückenschmerzen vom vielen Liegen im Bett und auf der Couch
Zerrungen vom überambitionierten Heim-Yoga + Verstauchung des Handgelenks beim Sturz aus der Krähe (Achtung, Yoga-Insider)
Muskelkater vom Pandemie-Sport – vor allem Bauchmuskeln
Luftnot vom Mundschutztragen, vor allem Treppen sind der neue Endgegner.
Geschnitten an Geschirr, das aus der zittrigen Hand gesprungen ist. Oder an der Weinflasche, die beim Pandemiesport die Hantel ersetzen sollte.
Stromschläge weil auch die Steckdosen geputzt werden MUSSTEN (alles andere war schon sauber und der Sicherungskasten zu weit weg)
Verbrühungen durch Anti-Stress-Tee
Lebensmittelvergiftungen von schlecht gewordenen Hamsterkäufen
Nadelstichverletzungen: Strick-/Häkel-/Stick-/ Nähnadeln sind gefährlicher als sie aussehen.
Daumensattelgelenks-Arthrose vom Scrollen durch Insta, Twitter & Co.
Minderwertigkeitskomplexe vom Drosten anhimmeln
Mikroskopaugen, die die Viren tatsächlich sehen können – funktioniert allerdings nur für SARS-CoV-2.
Ohrläppchen abgeschnitten beim DIY-Haareschneiden
Beim Spieleabend vor lauter Frust über Mensch-ärgere-dich-nicht den Würfel verschluckt
Knoten im Gehirn vom zu vielen Nachdenken über die Frage: Habe ich wirklich Halsschmerzen oder bilde ich mir das nur ein?
Schwindel bei der Meditation, weil wir unseren vielen Gedanken nicht hinterherkommen, geschweige denn sie zum Schweigen bringen können.
Sonnenbrand vom Balkon – weil Sonnencreme dort ja nicht nötig ist, der Balkon ist ja quasi drinnen.
Schweißausbrüche bei der Rechnung, wie lange das Klopapier wohl noch reicht… die sich nur noch verstärken, nachdem ihr die ersten Tropfen ausgerechnet mit Klopapier weggewischt habt.
Zuckerschock, weil irgendwer die ganzen Back-Experimente ja aufessen muss…
Unheilbares Fernweh
Ändern Witze etwas daran, dass wir uns gerne mal wieder umarmen würden, Lippenstift tragen ohne dass der Mund-Nasen-Schutz ihn verschmiert, mit mehr als zwei Leuten auf einer Wiese Bier trinken würden?
Ich weiß es nicht. Aber wenn ja, oder wenn sie es wenigstens für ein paar Minuten in den Hintergrund rücken, ist das oben ein kleiner therapeutischer Versuch. Let me know if it worked.
Für Betroffene häuslicher Gewalt ist zu Hause wirklich der gefährlichste Ort. Mehr Informationen zu häuslicher Gewalt und Misogynie in Zeiten der Pandemie findet ihr zum Beispiel in diesem Podcast. Die Nummer des Hilfetelefons für Betroffene ist 0800 0116 016, weitere Informationen über das Angebot findet ihr hier.
Das Weiterleiten dieses Newsletters an Freund*innen führt zu einem automatischen Bingo und ist garantiert ungefährlich.
Lektorat: Kim D.