#8: Home Office und Ausgangssperren
Wie das Corona-Virus antikapitalistischen Einbrecher*innen schadet
Mittlerweile trifft das neue Corona-Virus alle Wirtschaftszweige. Auch Carola Dietrich, die Sprecherin der antikapitalistischen Einbrecher*innen-Gewerkschaft Schloss & Riegel, klagt über die derzeitige Ausnahmesituation. „Natürlich verstehen wir den Ernst der Lage, aber Home Office hat in unserem Gewerbe wirklich Grenzen.“ Recherchen über Google Streetview seien problemlos im Home Office durchführbar, der eigentliche Einbruch jedoch nicht. Auch Ausgangssperren trügen dazu bei, dass anvisierte Wohnungen zu selten leer seien und der Einbruch abgebrochen werden müsse. Da die meisten Einbrecher*innen keine festen Arbeitsverträge hätten bzw. auf Provisionsbasis vergütet würden, hätten viele von ihnen Verdiensteinbußen zu verzeichnen. „Für manche geht es jetzt schon an die Existenz,“ so Dietrich.
Die Gewerkschaft unterstütze ihre Mitglieder dabei, zur Überbrückung Staatshilfen zu beantragen. Auch über Kurzarbeit würde nachgedacht.
„Außerdem müssen wir natürlich uns selbst schützen,“ sagt Gewerkschaftlerin Dietrich. Viele Haushalte in Quarantäne seien nicht als solche gekennzeichnet, sodass die Einbrecher*innen sich häufig einem großen Infektionsrisiko aussetzten.
Die Gewerkschaft verzeichnet bereits 47 infizierte Mitglieder. Diese seien in der Heimisolation. Aufgrund des jungen Durchschnittsalters und der hohen Fitness, die dieser Beruf voraussetzt, seien die Erkrankten alle in einem guten Zustand.
Die Einbrecherin Rubina Hood kritisiert die Bundesregierung: „Wenn die Krise vorbei ist, werden sie erklären müssen, wieso sie solche wirtschaftlichen Schäden zugelassen haben. Ich habe fast 25 Jahre Berufserfahrung, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Auch die Anweisung, Menschen in systemkritischen Berufen sollten weiterarbeiten, stehe – laut Rubina Hood – im Widerspruch zur Home Office Anordnung: „Ich kritisiere jeden Tag das System, in dem ich bei reichen Menschen einbreche und den Gewinn an arme Menschen umverteile.“ Durch die Home-Office-Anordnung verhindere die Regierung, dass sie ihre systemkritische Tätigkeit fortsetze. „Ich stecke wirklich in der Zwickmühle,“ sagte Hood.
Die letzte Möglichkeit seien nun Zweit- und Drittwohnungen der Superreichen, doch auch hier sei die erhöhte Aufmerksamkeit der Nachbar*innen im Home Office ein Hindernis. Leider sei es durch das Virus noch nicht zu Lücken in den Sicherheitsvorkehrungen um freistehende Häuser und Anwesen dieser Zielgruppe gekommen. „Aber sobald das der Fall ist, sind wir natürlich einsatzbereit,“ so Hood. Die nötigen Recherchen habe sie bereits im Home Office durchgeführt.
Wer Selbstständige unterstützen wolle, könne wie bereits auf Twitter vorgeschlagen, Wertsachen vor die Tür stellen. So ließe der Einbruch sich unter Einhaltung der neuen Hygieneregeln vollziehen.
Allerdings macht die Gewerkschaft sich Sorgen um ihre Kolleg*innen in den USA, wo die Menschen sich seit kurzem nicht nur mit Klopapier, sondern auch mit Waffen eindeckten. „Das macht unseren Beruf natürlich weit über das Virus hinaus gefährlicher. Wir überlegen, diesen Kolleg*innen nach der Corona-Krise hier Asyl zu gewähren,“ sagt die Gewerkschaftssprecherin Dietrich. Schließlich gebe es auch in Europa für antikapitalistische Einbrecher*innen sehr viel zu tun.
Viele Menschen hätten erkannt, dass diese Pandemie in einer Gesellschaft mit gerechterer Reichtumsverteilung weniger verheerende Auswirkungen gehabt hätte. „Mark Zuckerberg und seine Freund*innen sollten um ihre Existenz fürchten, nicht alle anderen,“ so Dietrich. „Antikapitalistische Einbrecher*innen können dabei helfen, diese Gesellschaft gerechter zu gestalten.“
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Danke an Kim für die Korrekturen.